Ein strenger Winter im Mittelalter. Nürnberg lag gefangen in Eis und Schnee, zitterte unter frostigen Temperaturen, die jeden und alles festsetzten. Auch die Gewürzhändler, deren Handelsrouten sich in der fränkischen Stadt kreuzten. Vielleicht vertrieben sie sich nur ein wenig Zeit, vielleicht hatte plötzlich einer die zündende Idee: Die eingeschneiten Händler erfanden den Lebkuchen. Die entscheidenden Gewürze fanden sie in ihrem eigenen Gepäck und in den nahen Wäldern: Honig. Nirgendwo gab es größere Mengen als in und um Nürnberg.
Die Honig verarbeitende Zunft, die Lebzelter, braute aus dem Waldbienenhonig Met, produzierte Kerzen und eben Gebäck. Der Siegeszug der Zuckerrübe, der erst im 19. Jahrhundert beginnen sollte, ließ noch lange auf sich warten. Noch war jede Süße, die die Zunge zu kitzeln vermochte, kostbar. Und noch liefen die Lebzelter den Bäckern den Rang ab, war es doch ihre Zunft, die den lang haltbaren Lebkuchen – per Polizeiverordnung – herstellen durfte. Der erste Nürnberger Lebküchner wird im Jahr 1395 urkundlich erwähnt.
Auf der Zutatenliste eines traditionellen Originals gehörten neben besagtem Honig und exotischen Gewürzen auch Pottasche und Hirschhornsalz. Sie sorgten für Geschmack und lockeren Teig. Was auch nicht fehlen durfte, waren Mandeln, Hasel- oder Walnüsse. Bis zu 25 Prozent sind es bei dem feinen Oblaten-Elisenlebkuchen. Der feine Nürnberger Lebkuchen ist eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Je nach Rezeptur kommen noch Orangeat, Zitronat und Marzipan hinzu.
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