Zimt, Kardamom und Nelken, diese drei Schätze aus dem Orient gehören in jedes Spekulatiusrezept. Je nach Region und Tradition kommen noch Muskatblüte, Sternanis oder Zitronenschale hinzu, zusammen ergeben sie das unverwechselbare Weihnachtsaroma. Vor dem Backen wird der Teig in spezielle rechteckige Formen, Modeln genannt, gedrückt, vorsichtig herausgenommen und auf das Backblech gelegt. Jetzt zeigen sich die typischen Oberflächenmotive der ausgesprochen schönen Weihnachtsplätzchen.
Auf die Backtechnik geht möglicherweise auch der Name Spekulatius zurück: Das lateinische Wort „speculum“ steht für Spiegel. Da der Keks mithilfe der Form geprägt wird, zeigt das Muster des fertigen Gebäcks immer das Spiegelbild des Models. Eine andere Theorie vermutet das lateinische Verb „speculare“ als Namensursprung, es bedeutet so viel wie „beobachten“. Der Bischof war der „speculator“, der in seinen Gemeinden nach dem Rechten sah. Die Geschichte des Spekulatius ist eng mit der des heiligen Nikolaus verknüpft, seines Zeichens Bischof von Myra. Nikolaus lebte im dritten und vierten Jahrhundert in der Nähe des heutigen Antalya. Der Überlieferung nach starb er an einem 6. Dezember, dem Nikolaustag. Weil der Bischof zu Lebzeiten viel Gutes und etliche Wunder vollbracht haben soll, entstand in den Niederlanden die Tradition, an diesem Tag – gebackene – Bilder des Heiligen zu verschenken.
Die Niederlande spielen, ebenso wie die Hafenstädte des Rheinlands, eine nicht unbedeutende Spekulatius- Rolle: Im zehnten Jahrhundert erreichten ebendiese orientalischen Gewürze, die wir heute mit Weihnachten verbinden, Verbreitung in Mitteleuropa. Am Wasser gelegene Handelsstädte und wichtige Zollstationen wie Köln kamen zuerst mit ihnen in Berührung. Wer genau auf die Idee kam, die traditionellen Nikolausbilder zu backen, ist nicht überliefert. Aber bis heute zeigt das Gebäck vielerlei Szenen aus dem Leben des Heiligen. So ein Schiff, da Nikolaus einst einen gefährlichen Seesturm besänftigte, Menschen und Tiere, denen er auf seinen Reisen begegnete, aber auch Kornähren oder Mühlen, da er die Armen von Myra mit Getreide beschenkte.
In den Niederlanden und in Belgien gibt es übrigens das ganze Jahr über Spekulatius zu kaufen, ebenso in einigen ehemaligen Kolonien wie Indonesien. Und auch die Kölner können zu jeder Jahreszeit ihren traditionellen Dom-Spekulatius naschen.
Rezept: Gewürzspekulatius selbst backen
- 230 g Mehl
- 130 g brauner Zucker
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 15 g geschälte, gemahlene Mandeln
- 15 g gemahlene Haselnüsse
- ½ TL fein abgeriebene Zitronenschale
- ½ TL gemahlener Zimt
- ½ TL gemahlener Sternanis
- ¼ TL gemahlener Kardamom
- ¼ TL gemahlene Nelken
- ¼ TL gemahlene Muskatblüten
- 80 g Butter (Raumtemperatur)
- 1 Ei
- 1 EL Honig
- 1 EL Milch
Zubereitung: Mehl, Backpulver, Mandeln, Nüsse, Salz und Gewürze gut vermischen. Butter, Ei, Zucker, Honig und Milch zufügen und alles zu einem glatten Teig verkneten. In Frischhaltefolie wickeln und mehrere Stunden, am besten über Nacht, kühlen. Dann auf 2 bis 3 Millimeter ausrollen. Rechteckige Stücke schneiden und mithilfe des Models oder einer Spekulatiuswalze die Muster prägen. Anschließend auf einem Blech bei 200 Grad (Umluft: 180 Grad) 12 bis 15 Minuten goldbraun backen. Auf einem Gitter auskühlen lassen und genießen.