Hausmannskost auf Chinesisch

Sissi Chen wuchs ihre ersten sieben Lebensjahre in China auf, dann zog sie mit ihren Eltern nach Wien. Heute lebt die Influencerin in Berlin und hat gerade ihr erstes Kochbuch herausgebracht. Denn, „ich möchte zeigen, dass jeder chinesisch kochen kann“, sagt sie. Dann mal los! und Kräutern jedoch wahre Gehirn-Booster. Die Molekular- und Evolutionsbiologin gibt praktische Tipps, wie sie sich leicht in den Alltag integrieren lassen.
Lesezeit: 2 Minuten

Wie hat die Küche deiner Kindheit geschmeckt? Was ist für dich typisch chinesisch?
„China ist ein gigantisch großes Land mit komplett gegensätzlichen Klimazonen und über 50 verschiedenen ethnischen Gruppen, die ihre ganz eigene Kulinarik besitzen. Ich bin in Beijing mit der nordchinesischen Küche aufgewachsen. Sie ist von den langen, kalten Wintern geprägt, die dort herrschen. Es gab viele Fleischgerichte und Teigwaren, also Nudelgerichte oder gefüllte Teigtaschen. Tomaten-Ei-Nudeln war ein typisches Alltagsessen. Chinesische Hausmannskost ist simpel und in 10 oder 15 Minuten zubereitet. Gemüse wie Pak Choi, Zuckerschoten oder Brokkoli wird rasch im Wok angebraten – und fertig.“

Warum aber gilt die chinesische Küche hierzulande als kompliziert?
„Chinesische Restaurants servieren gewöhnlich keine Hausmannskost, sondern eher aufwendige Gerichte. Das prägte natürlich das allgemeine Bild. Außerdem vereinen chinesische Speisen gerne verschiedene Komponenten, also süß und sauer, sauer und salzig oder süß und bitter. Auch die Farbigkeit des Essens und seine Textur sind von Bedeutung, so braucht eine weiche Konsistenz beispielsweise einen knusprigen Gegenspieler. In der Summe mag das kompliziert wirken, ebenso wie einige Zutaten, die zunächst einmal fremd und exotisch erscheinen.“

Gibt es für dich einzelne Zutaten, die unbedingt in den Vorratsschrank müssen?
„Manchmal sagen Freunde zu mir, dass sie chinesisch gekocht haben, es aber nicht so richtig chinesisch geschmeckt hat. Dann rate ich ihnen, mit chinesischem schwarzem Essig abzuschmecken, er ist mein absoluter Liebling und durch nichts zu ersetzen. Außerdem geben Soja- und manchmal auch Austernsauce die richtige Würze.“

Was ist mit Gewürzen?
„Da empfehle ich meine drei Favoriten: chinesischer weißer Pfeffer, Szechuanpfeffer und Chili, das ich gerne als getrocknete Flakes oder als Chiliöl verwende. Beim Kochen gibt es für mich ein Mantra: abschmecken, abschmecken, abschmecken. Gewürze waren in meiner Kindheit allgegenwärtig, auf dem Markt ebenso wie in unserer Küche. Sie wurden meist unverarbeitet, also in ganzer Form verwendet und so konnten sich bei mir schon früh die Bilder von Sternanis oder Zimtstangen einprägen. In China ist es übrigens völlig normal, dass viele Gewürze auf dem Tisch bereitstehen. Jeder darf nachwürzen und das bedeutete überhaupt nicht, dass schlecht gekocht wurde.“

Was ist außerdem typisch für die chinesische Küche?
„Es ist in China ganz normal, zweimal am Tag warm zu essen. Das bekommt dem Magen! Ich er-innere mich, dass sogar das Frühstück, das man oft als Streetfood auf dem Weg zur Arbeit aß, zumindest lauwarm war. So etwas wie Abendbrot, überhaupt dunkles Brot und Aufschnitt habe ich erst in Europa kennengelernt. Als Kind hat mich das sehr fasziniert, in der Schulpause habe ich liebend gern die Pausenbrote meiner Mitschüler verspeist, die ich vorher gegen Snacks eingetauscht habe. Damit waren alle happy.“ 

„Chinesische Hausmannskost ist einfach, schnell und gesund“, sagt Sissi Cheng, die einen Instagram-Kanal (@eatinginberlin) mit 91.000 Followern betreibt.
Im Dumont Buchverlag hat die 35-Jährige gerade ihr erstes Kochbuch herausgebracht.

Bildnachweis: Shutterstock (Oliver Hoffmann, masa44)
Dumont Buchverlag (Claudia Gödke)

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