Die Beschaffungswege im Gewürzhandel sind global und komplex. Das waren sie schon immer. Die importierten Früchte, Samen, Blüten, Knospen, Rinden, Zwiebeln und Wurzeln, die als – schonend getrocknete, minutiös gereinigte, fein vermahlene oder geschnittene, vermischte, umfangreiche gekennzeichnet und schließlich verbrauchsfertig verpackte, selbstverständlich gesundheitlich sichere – Gewürze endlich in den deutschen Handel gelangen, haben stets eine lange Reise hinter sich.
Man könnte also meinen, dass Gewürzhersteller per se Ärger gewohnt sind. Und tatsächlich birgt ihr exotisches Gut eine Menge Unwägbarkeiten: das Wetter etwa, schwankende Ernteerträge und -qualitäten, Naturkatastrophen oder auch politische Unruhen in den Anbaugebieten. Die Importeure sind seit Jahr und Tag darauf trainiert, damit umzugehen. Aktuell erleben sie jedoch eine gesamtwirtschaftliche Krisensituation, die es so noch nie gab: Verknappungen von Rohwaren und Düngemitteln, lange Lieferzeiten, komplette Lieferausfälle, erheblich verspätete Container. Hinzu kommen Kostenexplosionen bei Rohstoffen und Verpackungsmaterialien, im Transport und nicht zuletzt bei der Energie.
Der Stresslevel in der Gewürzindustrie ist enorm gestiegen und die Lage, in der sich ihre Einkäufer befinden, zuweilen unübersehbar: Die Beschaffung von Rohstoffen in ausreichender Qualität und Menge birgt für sie eine tägliche Herausforderung. Wolfgang Schulze, Vorstandsvorsitzender des Fachverbands der Gewürzindustrie, appelliert deshalb an das Verständnis der Kundschaft: „Problematisch wird es, wenn Gewerbekunden unrealistische Forderungen an die Unternehmen der Gewürzindustrie stellen, die auch nur den allgemeinen Weltmarktbedingungen unterworfen sind. Gerade in dieser allgemeinen wirtschaftlichen Krise ist es wichtig, dass alle Markteilnehmer einen kühlen Kopf behalten, gemeinsam sowie lösungsorientiert zusammenarbeiten und alle an einem Strang ziehen.“
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