Das Veterinär- und Einfuhramt (VEA), das sowohl für den Hamburger Hafen als auch für den Flughafen zuständig ist, erfüllt ganz unterschiedliche Aufgaben im Bereich der Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit und Einfuhrkontrolle. Bei pflanzlichen Lebensmitteln wird es dann aktiv, wenn Waren aus bestimmten Ländern mit einem Risiko behaftet sind, also in der Vergangenheit bei Markt- oder Eingangskontrollen negativ aufgefallen sind. „Unsere Arbeit richtet sich an einer EU-Verordnung aus, die halbjährlich aktualisiert wird“, erklärt Bettina Gerulat. Aktuell finden sich Schalenfrüchte aus dem Iran darauf, Tee aus China oder verschiedene Gewürze aus Indien, Indonesien und Brasilien.
Sollen sie über den Hamburger Hafen in die Europäische Union eingeführt werden, tritt das VEA, das von der EU-Kommission auditiert wird, in Aktion. „Bei kon-trollpflichtigen Waren überprüfen wir die Einfuhrdokumente, den entsprechenden Inhalt der Container und je nach Anfangsverdacht auch die Ware selbst“, so Gerulat, die auf ihrer Suche nach Schadstoffen, Kontaminanten und gentechnisch veränderten Organismen von einem gut 80-köpfigen Team unterstützt wird. Zwölf von ihnen, darunter Oecotrophologen oder speziell ausgebildete Veterinäre, sind für die pflanzlichen Lebensmittel zuständig. Neben Salmonellen und Pestiziden gehören Aflatoxine, natürlich vorkommende Schimmelpilzgifte, zu den üblichen Verdächtigen.
Je nach Anfangsverdacht findet die physische Warenkontrolle direkt am Hafen oder in einer speziellen Lagereinrichtungen statt. „Während wir bei einem Verdacht auf Salmonellen schon mit fünf oder zehn Proben je Sendung zurechtkommen“, erklärt die Fachtierärztin für öffentliches Veterinärwesen, „müssen wir bei Aflatoxinen einen viel höheren Aufwand treiben und nahezu den kompletten Container ausräumen, um ausreichend viele Proben ins Labor schicken zu können.“
Gibt die Laboranalyse grünes Licht, geht der Container auf seine weitere Fahrt. „Bei den Gewürzen führt sie meist zur weiterverarbeitenden Industrie, die wiederum ihre eigenen Wareneingangskontrollen vor-nimmt“, so die Amtsleiterin, „wir überprüfen ja nur die Parameter, die der Gesetzgeber vorgibt.“ Komplizierter wird die Sachlage dann, wenn die beprobte Sendung einen Mangel aufweist. Dann geht die Ware meist zurück ins Ursprungsland oder in ein anderes Drittland. Aber auch die Vernichtung, die Be- oder Um-wandlung bieten mögliche Lösungen. „Sind beispiels-weise Erdnüsse von Aflatoxinen betroffen, können sie nicht mehr als Lebensmittel vermarktet werden, unter Umständen aber als Futtermittel für Heimtiere“, führt Gerulat aus. Zuständig dafür – auch für die entsprechenden Kosten – ist der, der die Ware bei VEA angemeldet hat, im Allgemeinen ein Spediteur.
Im letzten Jahr kam es beim VEA zu 130 Beanstandungen, wobei rund 12.000 Sendungen – und damit rund 12.000 Container voller Lebensmittel – überprüft wurden. „Gewürze gelten bei uns als recht saubere und sichere Lebensmittel“, befindet Gerulat und gäbe es doch mal eine Beanstandung, dann sei nur selten – wie im Falle von Lebensmittelfälschungen – eine böse Absicht zu vermuten.
Seit 1993 arbeitet die Veterinärin bereits für das VEA, seit 2006 in leitender Funktion. Ist ihr in all den Jahren, in denen sie sich tagtäglich mit Lebensmittelsicherheit beschäftigt, auch schon mal der Appetit vergangen? „Nein, wirklich nicht“, sie lacht. „Ganz im Gegenteil: Ein Essen ohne Pfeffer geht für mich gar nicht.“ Auch mediterrane Kräuter und Kreuzkümmel stehen auf ihrer Vorliebenliste. Wobei am Hamburger Hafen nichts, da ist sie sich sicher, so verführerisch duftet wie eine frische Sendung Paprikapulver. „Das riecht einfach nur wunderbar.“
Bildnachweis: Shutterstock (Thorben Ecke)