Eine Prise Abenteuer

Die Welt ist nicht flach wie eine Scheibe, sondern rund wie ein Pfefferkorn. Wer das vor 500 Jahren behauptete, lief Gefahr, der Ketzerei bezichtigt zu werden. Trotzdem wagte der Seefahrer Magellan eine visionäre Expeditionsfahrt, die als erste Weltumsegelung in die Geschichte eingehen sollte. Im königlichen Auftrag suchte er nach einer neuen Passage zu den Molukken, den pazifischen Gewürzinseln. Der Reichtum, den sie versprachen, schien grenzenlos.
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Es war eine Fahrt ins Ungewisse, die der Mannschaft, die am 10. August 1519 von Sevilla aus in See stach, bevorstand: „230 Seelen, soweit wir wissen, alle männlichen Geschlechts“, schreibt der Historiker Christian Jostmann, der zu Magellan ein erzählendes Sachbuch verfasste. „Der Jüngste war gerade sieben Jahre alt, die Mehrheit zwischen 15 und 25, Einzelne reichten an die Fünfzig – eine bunt gemischte Gesellschaft aus aller Herren Länder.“


Im Auftrag des spanischen Königs sollten die Seefahrer nach einer neuen Passage zu den Molukken, den sagenumwobenen Gewürzinseln, suchen. Hier lockten kostbarste Spezereien, duftende Gewürznelken etwa oder aromatische Muskatnüsse. Beide erzielten immense Preise auf dem europäischen Markt. Es gab nur einen Haken: Die Molukken liegen im Fernen Osten, dem heutigen Indonesien. Und die direkte Route ostwärts, um das Kap der Guten Hoffnung, versperrten die Portugiesen. Das war der Moment, in dem Fernão de Magalhães, genannt Magellan, auf die Bühne der Weltgeschichte trat. Er war beileibe kein heroischer Seefahrer, wie ihn Hollywood inszenieren würde. „Als kleinwüchsig und unscheinbar beschrieb ihn ein Zeitgenosse, aber ‚wacker in seinen Gedanken und zu großen Taten aufgelegt‘“, so Jostmann. „Als einen, ‚der nicht leicht unterzukriegen war, denn er schien beherrscht und couragiert‘.“ Der visionäre Magellan wollte westwärts, im Süden Amerikas, der gerade erst entdeckten Neuen Welt, nach einer zweiten Durchfahrt suchen – und den Portugiesen so ein Schnippchen durch die Hintertür schlagen. Eine verwegene Idee, zumal Magellan nicht ahnte, was auf ihn zukommen sollte: Die Meerenge an der Südspitze Südamerikas, wo der Atlantische Ozean den Pazifischen trifft, gilt auch heute noch als heimtückisch und brandgefährlich: ein Labyrinth aus Wirbelströmungen, aufbrausenden Orkanen und zahllosen kleinen Inseln, von denen Feuerland noch die größte ist.


Allen Widrigkeiten zum Trotz wird Magellans Fahrt als erste Weltumsegelung in die Geschichtsbücher eingehen. Zuvor allerdings forderte sie einen blutigen Tribut: Nach drei Jahren und mehr als 46.000 Seemeilen kehrte nur die Viktoria, eins von fünf Schiffen, in den spanischen Heimathafen zurück. Von der Crew überlebten keine 20 Mann. Auch Magellan bezahlte seine visionäre Idee mit dem Leben, ein Giftpfeil tötete ihn am 27. April 1521. Für seine Auftraggeber jedoch fiel die Bilanz positiv aus: Die Gewürzschätze, die die Viktoria nach Sevilla brachte, deckten sämtliche Reisekosten. Die Expedition galt als gelungen.

Zwei Tipps für einen abenteuerlichen Lesesommer:
Christian Jostmann: Magellan oder Die erste Umseglung der Erde (C.H.Beck Verlag)
Stefan Zweig: Magellan. Der Mann und seine Tat (Insel Verlag)




Bildnachweis: Shutterstock (Jaime Grech Santos)

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