Kostbar wie Edelsteine

Vom Anisstern über die Gewürznelken bis zum Zimt: Um Gewürze ranken sich unzählige Legenden und Anekdoten. Sie alle erzählen von ihrer Kostbarkeit. pfeffer hat eine Handvoll „Edelsteine“ herausgepickt.
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Sternförmiger Juwelenschmuck
Der Anisstern bringt nicht nur ein betörendes Aroma mit sich, sondern auch eine Gestalt, die die Fantasie auf Reisen schickt. So gibt es in der arabischen Welt eine Legende, wonach über-natürliche Wesen, die Dschinn, einst den Sternanis zu den Menschen brachten. Er galt als göttliches Geschenk, als ein Stern, der Wohlstand, Gesundheit und nebenbei köstliche Gerichte versprach. Als quasi auf die Erde gefallenem Himmelskörper wurden dem Sternanis in den unterschiedlichsten Kulturen heilende Eigenschaften zugesprochen, aber auch schützende: So weiß eine Legende von chinesischen Seefahrern zu berichten, die stets einen Sternanis als Talisman gegen böse Geister mit sich führten. Ihnen gleich taten es arabische Händler, die die Seidenstraße bereisten. Sie sollen den Sternanis – als eines ihrer wertvollsten Handelsgüter – wie Edelsteine um den Hals getragen haben. Aufgrund seiner Seltenheit wurde das Gewürz wie ein Schatz gehütet und diente, im größten Notfall, als überzeugendes Zahlungsmittel.

Ich schenk dir einen Walrosszahn …
Ein Eisbärenfell, einen Walrosszahn, zwei Silberlöffel und einen handgeschriebenen Brief, den sie mit „G.“ unterzeichnete. Das alles packte – irgendwann zwischen 1162 und 1172 – eine adelige Norwegerin zusammen und sandte die edle Fracht nach Paris. Per Boten. Dort lebte ihr Bruder, mit dem sie ihre vermutlich englischen Wurzeln teilte, als Abt eines Klosters. Und was stand in dem Brief, was forderte G. als Gegengeschenk von ihrem Bruder? Nichts anderes als Nelken und Zimt. Gewürze, die die vielleicht etwas zu triste Küche im etwas zu hohen Norden exotisch aufzuheitern versprachen, und gleichsam Kostbarkeiten, die adeligen Damen in gehobenen Kreisen bestens zu Gesicht standen.

Nachwachsender Wohlstand
Die Gewürznelken stammen ursprünglich von den Molukken, den indonesischen Gewürzinseln. Eine Legende besagt, dass die Eingeborenen zur Geburt eines Kindes einen Gewürznelkenbaum pflanzten. Gedieh er gut, brachte er lebenslangen Wohlstand und Glück für das ebenfalls heranwachsende Kind. Gewürznelken galten in den vergangenen Jahrhunderten als luxuriöses Gewürz, Duft- und Heilmittel. In der römischen Antike sollen so wertvoll gewesen sein, dass sie mit Gold aufgewogen wurden.

Von Riesenvögeln und der Königin von Saba
Das Geschichtsbuch der Gewürze besitzt viele prall gefüllte Kapitel und in manch einem – etwa bei Z wie Zimt – wird ziemlich viel Seemannsgarn gesponnen. Da ist beispielsweise von todesmutigen Männern zu lesen, die Zimtstangen aus den Klauen geheimnisvoller Riesenvögel raubten, die diese wieder-um für ihren Nestbau brauchten. In einer anderen Geschichte macht die glanzvolle Königin von Saba von sich reden, die ihr prächtiges Reich mit dem kostbaren Duftholz heizte. Zimt besaß einen derart großen Mythos, dass sogar Anton Fugger noch auf ihn baute: Der einflussreiche Kaufmann und Bankier verbrannte 1530 die Schuldscheine Kaiser Karls V. in einem symbolischen Feuer aus Zimtstangen. Natürlich vor dessen Augen.

Muskatnuss sticht Manhattan
Die letzte Geschichte in dieser Reihe klingt so, als sei sie eine Legende, sie ist es aber nicht: Es geht um Manhattan, dem legendären, weltbekannten New Yorker Stadtbezirk, der seines Zeichens auf einer Insel liegt. Genauso wie das indonesische Run, ein Eiland, dessen Name heute wohl kaum jemanden etwas sagen wird. Im 17. Jahrhundert war das anders: Die Insel Run, auf der die unschätzbar wertvollen Muskatnussbäume wuchsen, war seit Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen England und den Niederlanden, zwei Nationen, die sich auf dem gewinnträchtigen Gewürzmarkt etabliert hatten. Per Friedensvertrag einigte man sich schließlich 1667 darauf, dass die Engländer – zugunsten der Niederländer – alle Ansprüche an der winzigen Muskatnuss-In-sel fallen ließen und dafür die Insel Manhattan an der amerikanischen Ostküste erhielten, die die Holländer bis dahin als „Nieuw-Amsterdam“ deklariert hatten.

Bildnachweis: Shutterstock (Vlad Antonov)

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